Bildungsprogramm
Grundsätzliches
Die CLÖ ist dem christlichen Glauben und dem daraus abgeleiteten Menschen- und Weltbild und den entsprechenden Wertvorstellungen verpflichtet.
Das naturrechtliche Menschenbild ist realistisch. Der Mensch wird gesehen, wie er ist: prinzipiell irrtumsfähig und sowohl zum Guten geneigt, als auch vom Bösen verfolgt. Dem einzelnen ist nur eine Annäherung an die Vollkommenheit des Lebens nach der sittlichen Ordnung möglich. Ebenso kann eine gesellschaftliche Ordnung unvollkommen sein. Die katholische Soziallehre betont die Personwürde des Menschen. Sie ist aus der Gottesebenbildlichkeit und Freiheit abgeleitet. Sie ist Ziel der Erziehung und Bildung.
Aus dem Prinzip Gemeinwohl lässt sich das Erziehungs- und Bildungsziel "Solidarität" ableiten. Das Subsidiaritätsprinzip beschreibt das Verhältnis einer größeren zu einer kleineren Gemeinschaft, aber auch von gesellschaftlichen Gebilden zu ihren Mitgliedern. Nach dem Grundsatz der gestuften Selbsthilfe wird der Einzelpersönlichkeit und den kleineren Gemeinschaften bei der Erfüllung ihrer verschiedenen Aufgaben gegenüber den größeren der Vorrang zugewiesen.
Bezogen auf Erziehung und Bildung bedeutet das Subsidiaritätsprinzip die Entlastung des mit Aufgaben überfrachteten Zentralstaates durch Föderalisierung und Autonomie. Bildungsverwaltung soll demnach pädagogische Unmittelbarkeit Gewährleisten und nicht einengen. Die Partnerschaft zwischen Elternhaus und Schule entspricht christlichem Denken.
Die CLÖ bejaht den zur Vermittlung von Wissen und Können hinzutretenden Erziehungsauftrag in subsidiärer Absicht und in möglicher und wünschenswerter Kooperation mit dem Elternhaus. Erziehung in der Schule darf dabei weder zur Indoktrination noch zur Verwahrlosung geraten. Es gilt, sinnstiftende Strukturen, Inhalte und Methoden bereitzustellen, in denen und durch die personale Stabilität, Selbstannahme, Toleranz, Solidarität, Verantwortungsbereitschaft, Orientierungs- und Handlungsfähigkeit sowie die Fähigkeit wachsen können, das gesamte Leben sinnvoll zu bewältigen.
Die CLÖ versteht sich in grundsätzlichen und tagespolitischen Auseinandersetzungen stets als Anwalt des Kindes. Sie ist aber auch Anwalt für alle Lehrer/innen, die im Dienste am Kind stehen.
Die vorliegenden programmatischen Forderungen und Vorschläge haben zunächst nicht die äußere Organisationsstruktur der österreichischen Schule zum Ziel, sondern verlangen radikale innere Reformen. Das "Basteln" und "Retuschieren" an äußeren schulorganisatorischen Modellen brachte und bringt eher Symptombehandlungen hervor, eine Therapie sind sie aber nicht.
Es gilt die Hauptfrage zu beantworten: Wie lässt sich ein hohes Maß an schulischer Bildung gewährleisten, ohne ständig Schüler, Eltern und Lehrer unangemessenen Belastungen zu unterziehen.
Die CLÖ legt daher ein Forderungs- und Vorschlagsprogramm an die demokratisch gewählten Vertreter des Parlaments vor und will zur öffentlichen Diskussion über die Reformvorschläge der CLÖ aufrufen.
Forderungs- und Vorschlagskatalog
Wertbezogene Persönlichkeitsbildung
- Mehr Information und Reflexion über die Werte, nach denen Lehrer unterrichten, sollen in der Aus- und Fortbildung der Lehrer/innen angeboten werden. Ziel: Junge Menschen können nur dann ihre beobachtbare Orientierungslosigkeit überwinden, wenn ihnen Orientierungsmöglichkeit und -fähigkeit vorgelebt werden.
- Der Religionsunterricht ist immer schon nicht nur Unterweisung in der eigenen Konfession, sondern auch unersetzliche Quelle der Orientierungssehnsucht von Kindern und Jugendlichen. Die Position des Religionsunterrichts im Schulalltag muss aber verbessert und die Didaktik und Methodik weiter entwickelt werden.
- Sozialerziehung und ein Neuanfang in der politischen Bildung sind einzufordern.
Die Schule als Lebensraum sinnstiftenden und partizipativen Lernens
- Wie lernt man das Lernen? Mehr Qualität des Lernprozesses als Quantität des Faktenwissens.
- Vernetztes Denken in Lernfeldern statt pauken von Schubladenwissen innerhalb traditioneller Fachgrenzen.
- Mehr offener Unterricht und Projektunterricht durch teilweises Auflösen starrer Stundenpläne.
- Mehr Lernhilfe und weniger Angst führen zu einer neuen Lernkultur.
Lernen mit Kopf, Herz und Hand
- Kunst und Musik müssen gleichwertigen Bildungswert haben.
- Bewegung, Anleitung zur gesunden Ernährung und zu vernünftiger Lebensführung sollen den Unterricht durchdringen.
- Lebens- und berufskundliche Fächer bzw. Inhalte für alle Schularten.
Abbau unnötig belastender Elemente der Schule, aber sinnvolle Belastungen lernbar machen
- Der Bildungswert traditioneller Fächer und Inhalte soll öffentlich diskutiert werden.
- Die Stundenzahl der Fächer in den Stundentafeln soll gesenkt werden, um einerseits für neue Fächer Platz zu machen und andererseits die Wochenstundenbelastung für die Schüler herabzusetzen.
- Die Unterscheidung von Kern- und Erweiterungsstoffen kann dabei eine Hilfe sein.
- Die Beratungsdienste für Eltern und Lehrer/innen sollen flächendeckend erweitert werden, v. a. im ländlichen Bereich.
- Hauslehrerdienste für Schüler, die durch Krankheit für längere Zeit am Schulbesuch gehindert sind.
Erziehung zur Leistung
- Verstärkte Maßnahmen zur Begabungsentwicklung und zur Begabtenförderung. Schüler sollen nicht zur "Leistungsdistanz" verwöhnt, sondern durch anregenden Unterricht an Leistung gewöhnt werden.
- Intensive Nutzung der Schulbibliotheken und moderne (aktivierende, offene) Unterrichtsmethoden stellen die Nützlichkeit herkömmlichen Schulbuchgebrauchs in Frage. Alternativen sollen diskutiert, entwickelt und erprobt werden.
- Die Leistungsbeurteilung soll neben objektivierbaren Elementen auch die Selbstkontrolle durch die Schüler einbeziehen.
Auf menschliche, sprachliche und kulturelle Unterschiede vorbereiten
- Der Erwerb einer zweiten lebenden Fremdsprache soll auch in der Hauptschule ermöglicht werden.
- Die Maßnahmen zur Integration von Behinderten müssen konsequent weitergeführt und durch entsprechende personelle Maßnahmen gesichert werden.
- Interkulturelles Lernen als Unterrichtsprinzip muss mehr Beachtung erhalten; das erfordert verstärkte Maßnahmen im Bereich der Aus- und Fortbildung der Lehrer sowie Kooperation mit den EItern.
Die "gute" Schule steht und fällt mit der Qualität der LehrerInnen und LeiterInnen
- Die Ausbildung der Lehrer/innen muss ergänzt werden (persönlichkeitsbildende, berufshygienische und sozialpädagogische Elemente, offene Lernformen, Teamteaching).
- Die Praxisorientierung in der Lehrerausbildung muss erhalten werden.
- Durch zahlreiche neue Impulse und durch die autonomen Schulentwicklungen sind die Aufgaben der Lehrerfortbildung drastisch gestiegen. Die finanzielle und personelle Dotierung muss verbessert werden, zumal der administrative Personalstand dem Aufgabenvolumen vor zehn Jahren entspricht.
- Zur Erfüllung der Fortbildungsverpflichtung im APS Bereich muss weiterhin eine Wahlfreiheit bei der Auswahl der Seminare gewährleistet sein.
- Die Lebensarbeitszeit der Lehrer/innen soll flexibilisiert werden.
- Würdige Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Lehr- bzw. Schulleiterberuf sollen bereitgestellt werden (Umschulungsmaßnahmen).
- Leistungsbezogene Lohnanteile für zusätzliche Leistungen und/oder Qualifikationen.
Föderalistische Strukturreform von Schule und Bildung
- Erweiterung der Rahmenrichtlinien für die Schulautonomie, besonders im Volks- und Sonderschulbereich.
- Eine Politik des Vertrauens gegenüber Schülern, Eltern und Lehrern bei gleichzeitiger Sicherstellung von Beratung und Konfliktregelung.
- Innovationen können nicht kostenneutral sein. Was ist die gute Schule der Gesellschaft wert?
Recht und Verwaltung im Dienst der Pädagogik
- Mehr Pädagogisierung des Schulrechts und der Schulverwaltung statt der Verrechtslichung der Pädagogik. Mehr Handlungsspielräume in ständiger Kooperation mit Beteiligten und Betroffenen.
- Die Schule benötigt auch eine "Zeitautonomie". Zwickeltage sollten z. B. selbstständig nach Absprache mit den Schulpartnern freigegeben und der entfallende Unterricht an anderen Tagen hereingebracht werden können.
- Schularchitektur ist gebaute Pädagogik. Schüler sollen bei Neu- und Umbauten mitplanen können.
Radikaler Gewaltabbau von Darstellungen in den Massenmedien
- Öffentliche Diskussionen und Selbstbeschränkung durch die Medien; gesetzliche Begleitmaßnahmen und Intensivierung der Elternarbeit.